Vielseitigkeit: Deutsches Team mit WM-Gold

Vielseitigkeit: Deutsches Team mit WM-Gold

Michael Jung hat den Doppel-Coup bei der Vielseitigkeits-WM in Italien verpasst, durfte sich aber mit dem deutschen Team über Mannschafts-Gold freuen.

Der 40-Jährige aus Horb war als Führender in das abschließende Springen gegangen, fiel aber nach acht Strafpunkten mit Chipmunk noch auf Rang fünf zurück. «Ich bin heute etwas unglücklich, zugleich aber auch glücklich, dass es für das Team gereicht hat», sagte der Ausnahmereiter.

Einzel-Silber für Julia Krajewski

Über eine Einzel-Medaille durfte sich immerhin noch Olympiasiegerin Julia Krajewski mit Amande freuen, die sich mit einer Nullrunde noch auf den Silberrang im Einzel verbesserte. Neue Titelträgerin wurde die Britin Yasmin Ingham auf Banzai. «Einzel-Silber, plus der Goldmedaille mit der Mannschaft – das kann gar nicht besser gehen», sagte die Warendorferin.

Im abschließenden Springen musste Jung in Italien als letzter Starter in den Parcours. Mit einem Vorsprung von mehr als vier Strafpunkten ritt er ein und hätte sich mit seinem 14 Jahre alten Wallach einen Abwurf leisten können. Doch vergab er mit einem Abwurf zu viel die Chance auf die Wiederholung seines Einzel-Titels 2010 in Kentucky.

In der Dressur am Freitag hatte Jung die Führung übernommen und im Gelände verteidigt. Auf der trockenen und staubigen Cross-Country-Piste ritt er ohne Fehler und kommentierte grinsend: «Der Staub ist hinter einem, wenn man schnell genug reitet.» Julia Krajewski meinte nach ihrem Geländeritt: «Ich habe noch ein bisschen Staub zwischen den Zähnen und in den Augen.»

Trotz seines erfolgreichen Geländeritts war Jung aber nicht mit der Strecke zufrieden und kritisierte den Zustand der 5600 Meter langen, hügeligen Strecke am Fuße der Festung des Papstes. «Es macht einen traurig als Reiter», klagte er und monierte unter anderem den Zustand des Geläufs mit zu vielen Löchern.

Jung lobt deutsches Team

Ins Schwärmen kam Jung hingegen, wenn er über seine Mannschaft sprach. «Das ganze Team ist toll», lobte der Multi-Champion. Gemeint waren Sandra Auffarth aus Ganderkesee mit Viamant, Krajewskiund Christoph Wahler aus Bad Bevensen mit Carjatan.

Wesentlichen Anteil am Teamergebnis hatten auch Krajewski und Auffarth, die im Gelände wie Jung ohne Hindernis-Fehler und innerhalb der erlaubten Zeit ins Ziel kamen. «Jetzt sind wir zurück und kämpfen», erklärte Auffarth in Anspielung auf ihre schwache Dressur am ersten Tag. Der neue Bundestrainer Peter Thomsen, Nachfolger von Hans Melzer, lobte die «brillanten Ritte».

«Ehrlich gesagt habe ich die ganze Woche daran geglaubt, dass es klappen kann», sagte Jung zur Aufholjagd nach dem schwachen ersten Tag. Mit Blick auf die anfangs führenden Briten sagte Jung grinsend: «Man muss die anderen auch mal unter Druck setzen.»

Allerdings musste die deutsche Equipe noch einmal bangen, als Auffarth im Springen zwölf Strafpunkte sammelte. «Es war ein aufregender Tag mit vielen Höhen und Tiefen», räumte sie ein.

Für das beste Einzelergebnis sorgte dann Krajewski. Die Olympiasiegerin von Tokio hatte zuvor eine starke Dressur und einen famosen Geländeritt gezeigt. «Mega», schwärmte die 33-Jährige aus Warendorf und lobte ihre «Mandy» genannte Stute. «Sobald Platz war, ging der Kopf runter und der Turbo an», berichtete sie über ihren Geländeritt und fügte grinsend an: «Ich bin einfach der größte Fan von meinem Pferd.»

Von Michael Rossmann, dpa