Was macht eigentlich ein Coach im E-Sport?

Was macht eigentlich ein Coach im E-Sport?

In den meisten E-Sport-Disziplinen sind sie mittlerweile Standard: Trainerinnen und Trainer spielen nicht aktiv mit. Oft kümmern sie sich aber viel um Teamzusammenhalt, Strategie und Betreuung der Profis – wie im klassischen Sport auch.

Die Deutsche Presse-Agentur hat mit Trainern aus verschiedenen Disziplinen gesprochen – von FIFA 23 über League of Legends bis Rocket League. Alle Spiele haben dabei euch ihre eigenen Herausforderungen.

FIFA-Trainer: Zwischen Wohlfühlzone und Taktik

In FIFA gebe es zwei Arten von Trainern, sagt Peter Schwab, Trainer des E-Sport-Teams beim 1. FC Köln. «Es gibt die Coaches, die vor allem für die Wohlfühlzone der Spieler arbeiten», sagt Schwab im dpa-Interview. «Ich hingegen erwarte eine bestimmte Spielweise.»

Der Effzeh-Trainer stecke viel Arbeit in die Recherche. Wo liegen Stärken und Schwächen der Gegner? Welche Taktik ist stark? Welche Standardvariante ist die beste? «Youtube und TikTok sind praktisch, aber auch ein Fluch, wenn die eigenen Tricks viral gehen», sagt er.

Daniel Fehr, Trainer von RB Leipzig, arbeitet viel an der Wohlfühlzone seiner Spieler. Mit Weltmeister Umut Gültekin und Anders Vejrgang trainiert er zwei der besten Spieler der Welt. «Ich habe ein sehr gutes Gespür dafür, wie ich wann zu jemandem sein muss», sagt Fehr. Er sitzt ganz nah bei seinen Spielern, baut sie auf und peitscht sie verbal nach vorne.

LEC: Koi-Trainer Arvindir kümmert sich mehr ums Spiel

Bei League of Legends kommt es immer darauf an, sagt Kois Assistant Coach Danusch «Arvindir» Fischer der dpa. Auch die Trainer-Rolle sei je nach Team, Position und Liga unterschiedlich. Verglichen zu den Nachwuchsligen ist seine Rolle in der LEC: «weniger, sich um die Spieler kümmern und mehr sich um das Spiel kümmern.»

«Mein Tag fängt an mit Präsentationen und endet mit Einzelgesprächen», erklärt der Deutsche. Dazwischen liegt noch die Begleitung der Trainingsspiele. An Spieltagen ist die Hauptaufgabe neben der Gegnerpräsentation die Heldenauswahl (Draft). «Ich hatte Teams, wo ich den Draft komplett gemacht habe, und es gibt Teams, wo die Spieler viel selbst für sich entschieden haben», sagt Arvindir.

Auch hier komme es aber bei jedem immer auf Stil, Stärken und Schwächen an. Ähnlichkeiten sieht der Deutsche grundsätzlich in der Trainer-Rolle von Teamspielen: «Es ist alles Kommunikation, Koordination, Planung, Trainingsdisziplin.»

CS:GO: Valve schränkt Einfluss von Coaches ein

Nicht alle Coaches in Counter-Strike füllen die gleiche Rolle aus, sagt Mouz-Coach Dennis «sycrone» Nielsen. Manche seien eher Taktiker, andere kümmern sich vor allem um das Anfeuern ihres Teams. «Von außen ist es schwierig zu sehen, was ein Coach überhaupt anbietet», sagt der Däne, der sich selbst in beiden Rollen sieht.

Zwar gehe es vor den Turnieren viel um taktische Vorbereitung der einzelnen Karten. Direkt vor den Spielen sei es aber vor allem die mentale Seite, die stimmen muss. «Ich spreche die Spieler einzeln an, und schaue, was ihnen durch den Kopf geht», sagt sycrone. «Sicherzugehen, dass wir vor dem Spiel eine Einheit sind, ist wichtiger als die Vorbereitung selbst.»

Im Spiel können die Coaches in 30-Sekunden-Auszeiten mit ihren Spielern sprechen. Neben kleinen taktischen Anweisungen reiche es manchmal auch, ihnen Motivation mit auf den Weg zu geben, oder mit einer Auszeit das Momentum des Gegners zu brechen, meint sycrone.

Rocket League: Herausforderung mit sehr jungen Spielern

André Filipe de Jesus «Xpére» Ruivinho Costa, Coach des Rocket-League-Teams von Team Liquid, berücksichtigt bei seinem Ansatz die Stärken und Spielstile jedes Spielers. Eine besondere Herausforderung: Mit einem Alter von 16 und 17 Jahren sind die Spieler sehr jung – und gehen noch in die Schule.

«Ich fokussiere mich auf alles. Die Art, wie ich mir das Spiel vorstelle ist, perfekt zu sein», sagte Xpére im dpa-Interview. Diese Herangehensweise sei zwar anstrengend. Aber er glaube fest an das Potenzial seiner Spieler und dass es wichtig sei, hohe Ansprüche zu haben, um sich kontinuierlich zu verbessern.

Trotz der Vielzahl neuer Teams mit unterschiedlichen Spielstilen betont er auch die Bedeutung des Fokus auf den eigenen Spielstil. «Auch wenn das andere Team auf die absurdeste Art und Weise spielt, müssen wir unsere Spielweise beibehalten.»

Dota-2-Coach sieht sich als überflüssig

«Ich finde, dass wir Coaches gar nicht so wichtig sind», sagt Team Liquids Dota-Coach William «Blitz» Lee der dpa. «An einem guten Tag trage ich vielleicht zu drei Prozent des Erfolgs bei.»

Neben der Kommunikation im Team kümmert sich Blitz ausschließlich um den Draft: «Ich sehe mir alle unsere Spiele an, damit ich weiß, was wie funktioniert und warum», sagt er. «Dann sehe ich mir die Spiele anderer Teams an, um zu sehen, was gewinnt und wie es gewinnt.»

Der Großteil des Gameplays kommt von den individuellen Spielern, Blitz‘ Aufgabe ist die Theorie: «Wenn ich das Spiel so gut verstehen würde wie unsere Spieler, würde ich es selbst spielen.»