Was sich deutsche LoL-Teams von Kcorp abschauen können

Was sich deutsche LoL-Teams von Kcorp abschauen können

Astralis geht, Karmine Corp kommt: Mit der Organisation des französischen Star-Streamers Kamel «Kameto» Kebir steigt ein Team in die europäische League-of-Legends-Königsklasse LEC ein, das sich vor allem durch eine schon jetzt riesige Fangemeinde einen Namen gemacht hat.

Das am meisten geschaute Kcorp-Spiel der letzten Saison schalteten laut «Esports Charts» 149.000 Fans ein. In der Prime League kam das am meisten angesehene Spiel nur auf 38.000 Zuschauer, in dem mit NNO Prime und Eintracht Spandau zwei von Influencern geführte Teams gegeneinander antraten.

Eintracht Spandau: Mehr Content in Prime League

Laut Kevin Westphal, E-Sport-Leiter von Eintracht Spandau, habe das mit der emotionalen Art zu tun, mit der man Fans anspreche. «Das machen viele andere Vereine nicht», sagt er im Interview der Deutschen Presse-Agentur. «In Frankreich und in Spanien machen das schon mehr Teams. Wir zahlen momentan stark in das Ökosystem ein.»

In der französischen Liga gelinge es der offiziellen Übertragung und den Teams mit einer guten Contentstrategie, Geschichten aufzubauen. «Man muss sich selber überlegen, wie man Fans erreichen will. Nur dadurch, dass du Liga spielst, erreichst du es nicht», sagt Westphal.

Natürlich fehle in Deutschland zuletzt auch der sportliche Erfolg, meint Westphal selbstkritisch. Während Kcorp schon viermal die EMEA Masters gewinnen konnte, gelang das seit 2019 keinem deutschen Team mehr. Eintracht Spandau wartet weiter auf ihren ersten Titel.

SK-CEO: Kcorp-Strategie hat Risiken

In der LEC, wo mit SK Gaming schon eine bekannte deutsche Organisation vertreten ist, wolle man vom Ansatz des neuen Mitstreiters lernen, meint SK-CEO Alex Müller. «Die machen große Events, verstehen das als großes Entertainment-Vehikel und pushen uns in neue Sphären», sagt er im dpa-Interview. «Das wird uns allen, also auch der Community, sehr guttun.»

Auch SK wolle mehr auf Influencer setzen, sagt Müller. Doch wenn eine Organisation zu sehr von der Beliebtheit eines Streamers abhängig sei, berge das auch Risiken. «Das ist sehr viel Arbeit, die du da als Influencer reinstecken musst», sagt er. «Das mal ein, zwei, drei Jahre zu machen, alles gut und schön. Aber mach es mal über zehn oder 20 Jahre.»

Prime League: Heimspiele für Fan-Connection

Um die deutsche Szene lokal zu stärken, brauche es mehr Offlineevents, sind sich Spandau und SK einig. 2023 wurde nur das Sommerfinale vor Publikum gespielt, alles andere ist den Teams überlassen. Eine fest angemietete Arena im Pariser Umland hat Kcorp zuletzt mit 3000 Menschen zum Auftakt direkt ausverkauft.

Der Prime-League-Vorgänger Premier Tour habe damals gezeigt, dass Fans überall in Deutschland zu Events gehen würden, sagt Westphal. Finden Offlinespiele dagegen nur in Berlin oder Hamburg statt, stehe für viele eine teure Reise an.

«Das ist schon ein Commitment», sagt Westphal. «Dann ist es besser, wenn man vielleicht auch mal in den Pott oder nach München fährt.»

Müller befürwortet vor allem echte Heimspiele in der Prime League. «Es spricht nichts dagegen, dass SK die Kollegen aus Spandau nach Köln einlädt», sagt Müller. «Das beinhaltet jetzt nicht nur uns zwei, sondern eben auch ein Eintracht Frankfurt oder Mouz und Unicorns of Love in Hamburg.»

Von Niklas Graeber, dpa