Wer macht es wie Toni Kroos? DFB-Rücktrittsfragen ungeklärt

Wer macht es wie Toni Kroos? DFB-Rücktrittsfragen ungeklärt

Kein «Daumen hoch» mehr unter seiner roten Kappe. Thomas Müller hat Sendepause. Mats Hummels ebenso. Und auch von Manuel Neuer und Ilkay Gündogan sind die letzten Social-Media-Fotos die traurigen Bilder aus Wembley.

Während Toni Kroos nach seinem Rücktritt aus der Fußball-Nationalmannschaft als erste Amtshandlung als DFB-Privatier schon Werbung für seine Fußball-Academy macht, hüllt sich der Rest der Ü-30-Fraktion aus Joachim Löws zu früh gescheitertem Europameisterschaftskader noch in Sommer-Schweigen. Nicht einmal die sonst üblichen Urlaubsbilder wurden bisher gepostet.

Nur kurze Pause bis zur WM

«Es ist immer so, dass nach Turnieren logischerweise gewisse Resümees gezogen werden», sagte Kroos zu seinem Karriere-Ende nach 106 Länderspielen im DFB-Trikot. Die Zeit des Nachdenkens oder auch Abwartens dauert bei weiteren Kandidaten für das DFB-Ende aber an. Im Gegensatz zu Kroos wollen Müller, Hummels oder Gündogan wohl abwarten, welche Pläne der neue Bundestrainer Hansi Flick hat – bis zur WM in Katar sind es nur gut 16 Monate. Nie war die Pause zwischen zwei Turnieren kürzer. Kapitän Neuer hatte schon vor der EM mehrfach deutlich gemacht, dass er sich viel zu fit fühlt für die DFB-Rente.

Doch was denkt Flick? DFB-Direktor Oliver Bierhoff hat schnelle Gespräche mit dem 56-Jährigen angekündigt. Thema dabei: Die Ausrichtung auf Katar 2022 und die Heim-EM 2024. Dabei muss es bei aller Entscheidungshoheit von Flick auch ums Personal gehen. Wie gerne er seine Überlegungen dazu auch unter Löw schon eingebracht hat, hatte Bierhoff am Mittwoch bei Jogis Abschiedsrunde erzählt.

Hummels verspürt keine Eile. «Das werde ich irgendwann in ein paar Wochen mal machen», lautete seine erste Reaktion zur Zukunftsfrage. Wie Müller wird der andere Ex-Weltmeister von Rio nach der zweiten Turnierenttäuschung alle Details abwägen. Klar ist, in unfreiwillige Rente schicken lassen will sich der BVB-Abwehrchef wie dereinst von Löw 2019 nicht noch einmal. Sollte Flick andere Pläne haben, wird man sich auf eine gesichtswahrende Sprachregelung einigen.

Vieles ist unklar

So bleibt erstmal nur die Kaffeesatz-Leserei. Müller-Kumpel Bastian Schweinsteiger rutschte der Nebensatz von Müllers angeblich letztem Länderspiel beim 0:2 im Achtelfinale in England raus. Flick-Freund Lothar Matthäus meint mit Boulevard-Hoheit, dass der neue DFB-Chefcoach auf seinen einstigen Bayern-Antreiber weiter zählen wird. Keine richtige Lobby hat Gündogan. Löw mochte seine Spielweise. Ob Flick das auch so sieht?

Neben den Entscheidungen bei den Alt-Personalien wird Flick sich auch einem Umbruch widmen müssen. Die neuen Platzhirsche hat Löw noch in Joshua Kimmich und Leon Goretzka benannt. Mehrere Perspektivspieler von Florian Neuhaus bis Teenie Jamal Musiala sind auch schon dabei. Leverkusens Florian Wirtz und Wolfsburgs Ridle Bakuu standen schon kurz vor einer EM-Nominierung, wurden dann aber mit der U21 Europameister. Wen hat Fußball-Deutschland noch zu bieten?

Blick Richtung Olympia

Flicks Blick könnte sich in der Sommerpause noch nach Japan richten. Am Montag muss der DFB seinen 22-Mann-Kader für Olympia dem IOC melden. Lange wurde zwischen Clubs und Verband um in der Saison-Vorbereitung ungeliebte Abstellungen geschachert. Den Augsburgern Felix Uduokhai und Marco Richter wurde Potenzial attestiert. Von Hertha BSC sollen U-21-Kapitän Arne Maier und Jordan Torunarigha in Tokio am Start sein. Leipzigs Benjamin Henrichs hat schon A-Elf Erfahrung.

Gedankenspiele kann Flick viele verfolgen – ob mit oder ohne Hummels, Müller, Gündogan. Gewissheiten gibt es spätestens in der letzten Augustwoche, wenn der Bundestrainer seinen ersten Kader für die WM-Qualifikationsspiele gegen Liechtenstein, Armenien und Island verkündet.

Von Arne Richter und Christian Kunz, dpa