WM-Aus für Stützle – DEB-Coach fordert Steigerung

WM-Aus für Stützle – DEB-Coach fordert Steigerung

Das Turnier-Aus von NHL-Torjäger Tim Stützle verstimmte den Bundestrainer, an neuen WM-Sensationen des deutschen Eishockey-Teams zweifelt Toni Söderholm noch.

«Wir müssen noch eins, zwei Schritte besser sein», mahnte der Finne schon vor dem vorletzten Gruppenspiel gegen Kasachstan in Helsinki. Auch wenn der Einzug ins Viertelfinale da bereits sicher war, wirkte das Verbot für weitere Einsätze von Jungstar Stützle als heftiger Dämpfer für die leise gehegten Medaillen-Hoffnungen der deutschen Auswahl. «Wir hätten sicherlich Tims Qualitäten gebraucht», sagte Söderholm.

Die Entscheidung, den 20 Jahre alten Angreifer von den Ottawa Senators aus dem Turnier zu nehmen, schien Söderholm zu ärgern. «Ich kommentiere das nicht», begann der 44-Jährige: «Ich bin kein Arzt. Deswegen kann ich nicht sagen, ob die Verletzung schwerwiegend ist oder nicht. Die Entscheidung liegt nicht in meinen Händen», fuhr er fort: «Ich bin optimistisch, dass er spielen kann.»

Die medizinische Abteilung des Nationalteams und Stützles NHL-Team Ottawa Senators hätten über das Aus für Stützle beraten, teilte der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) mit. Bereits am Montag hatte sich Stützle beim 3:2 gegen Frankreich im ersten Drittel verletzt. Söderholm und Sportdirektor Christian Künast hatten sich danach zunächst optimistisch geäußert, dass Stützle im weiteren Turnierverlauf noch mal spielen könne.

«Tim hatte Glück im Unglück»

«Tim hatte Glück im Unglück. Er hat eine Knieverletzung erlitten, die schnell und komplett ausheilen wird», sagte Künast am Sonntag: «Tim würde in den anstehenden Spielen vom Gegner nicht geschont werden und seine Gesundheit steht an erster Stelle. Es ist somit folgerichtig und konsequent, diese Vorsichtsmaßnahme zu treffen.»

Auch ohne den Ausnahmestürmer hatten die Deutschen gegen Dänemark gewonnen und sich beim 1:0 auch vom Feuerausbruch während des Aufwärmens und des verzögerten Spielbeginns nicht aus der Ruhe bringen lassen. Auch beim 9:4 gegen Außenseiter Italien, dem vierten Sieg im fünften WM-Spiel, wirkte sich das Fehlen von Stützle nicht entscheidend aus. Es waren aber leichtere Gegner, als beim Vorrundenabschluss gegen die stark besetzte Schweiz am Dienstag und im Viertelfinale am Donnerstag warten.

«Du willst keinen talentierten jungen Spieler von deiner Mannschaft verlieren», sagte Söderholm und setzte Hoffnung darauf, dass andere die Verantwortung übernehmen. Lukas Reichel aus der zweitklassigen nordamerikanischen Profiliga AHL dürfte mit im Fokus stehen. Wie AHL-Verteidiger Leon Gawanke war der 20-Jährige nach dem Saison-Aus nach Finnland geflogen und hatte gegen Italien erstmals gespielt. Die Verletzung von Stützle wiegt aber auch deswegen besonders schwer, weil es nicht der erste Ausfall eines prominenten Angreifers ist: Der frühere NHL-Stürmer und Olympia-Zweite von 2018, Dominik Kahun, musste kurz vor der Abreise nach Finnland verletzt absagen.

Söderholm fordert Steigerung

Söderholm wirkte auch nach dem 9:4 gegen Außenseiter Italien angespannt. Für ihn ändere die Planbarkeit für das Minimalziel Viertelfinale nicht viel, sagte der 44-Jährige. «Es ist ein Zeichen, dass vieles richtig gemacht wurde von den Spielern», sagte er drei Tage später, forderte aber eine klare Leistungssteigerung: «Es gibt viele Dinge, die wir noch im Spiel entwickeln müssen, vor allem Zweikampfhärte und Tempo, wenn es dann zu den entscheidenden Spielen kommt.»

Das frühe Scheitern bei Olympia in Peking nach offen ausgesprochenen Gold-Ambitionen war auch für ihn persönlich eine Niederlage gewesen. Bei der angestrebten Wiedergutmachung half dem deutschen Team in Helsinki für den vorzeitigen Sprung in die K.o.-Runde nun auch, dass Russland als starker Gruppenkonkurrent ausgeschlossen worden war. Auf die Frage, ob es ihn als Trainer beruhige, dass jetzt in Finnland einiges funktioniere, was bei Olympia nicht funktionierte, antwortete Söderholm vor dem Kasachstan-Spiel: «Der Vergleich ist schwer. Die Vorbereitung ist hier ganz anders gewesen als vor Olympia.» Bei Identität und Ausstrahlungskraft sei das Team «gut unterwegs», meinte er: «Das war mir an erster Stelle wichtig.»

Von Kristina Puck und Carsten Lappe, dpa