Stabhochsprung-Star Duplantis startet ins WM-Jahr

Stabhochsprung-Star Duplantis startet ins WM-Jahr

Am Morgen danach fühlte sich Stabhochsprung-Weltrekordler Armand Duplantis wie «in einer neuen Welt».

Nach einer Augenoperation startet der Olympiasieger mit noch mehr Vorfreude in das WM-Jahr, das für den 22 Jahre alten Schweden am Freitag in Rheinstetten bei Karlsruhe beginnt. «Ich versuche immer, Orte auszuwählen, an denen ich hoch springen kann, und bei denen ich denke, die Chance zu haben, den Weltrekord zu brechen», sagte der «Mondo» genannte Duplantis über das traditionelle Meeting in Nordbaden. «Die Hallensaison ist sehr wichtig für mich.»

Bei 6,18 Metern liegt der Weltrekord des Wunderspringers, der sich im vergangenen Jahr zum Goldmedaillengewinner der Olympischen Spiele in Tokio krönte. Vor der neuen Leichtathletik-Saison, in der vom 18. bis 20. März in Belgrad in der Halle und vom 15. bis 24. Juli in Eugene in den USA im Freien die WM-Titel vergeben werden, entledigte sich Duplantis durch den Eingriff am Auge eines Handicaps.

Augen-OP «eine Befreiung»

«Es ist absolut wunderbar, wieder gut sehen zu können», beschrieb es Duplantis. Seine größte Angst sei immer gewesen, dass die Kontaktlinsen während eines Wettkampfs Probleme bereiten könnten. Und ohne Linsen habe er nicht springen können. «Das ist einfach eine Befreiung. Man fühlt es schon, wenn ich trainiere. Alles ist so viel einfacher», schwärmte der kürzlich zum zweiten Mal zu Schwedens «Sportler des Jahres» gekürte Duplantis.

Der Sohn eines Amerikaners, der selbst Stabhochspringer war, und einer Schwedin, einst Siebenkämpferin, kam früh auf den Geschmack, mit einem Stab zu springen. Schon als Dreijähriger, das erzählt Duplantis gerne, sei er mit einem Besenstiel auf die Couch gehüpft.

Später trainierte er auch im elterlichen Garten nach der Schule das Stabhochspringen, was «seit jeher Bestandteil meines Lebens» ist. Er und sein Idol, der Franzose Renaud Lavillenie, sind die einzigen beiden Stabhochspringer, die die langjährige Weltrekordhöhe des früheren Ausnahmekönners Sergej Bubka von 6,14 Metern übertreffen konnten.

Karlsruhe freut sich

Jetzt fühlt sich der ohnehin schon in einer eigenen Umlaufbahn springende «Mondo», der nach seinem ersten Weltrekord mit dem italienischen Wort für «Welt» bedacht worden war und den Spitznamen mag, noch besser. Dabei hatten die Stabhochsprungkollegen vorher bereits gestaunt. «Man fragt sich schon, wie ist es überhaupt möglich, dass so einer so hoch springen kann», hatte der deutsche Meister Oleg Zernikel voller Achtung über Duplantis nach dessen großer Show in Tokio gesagt – und hielt sogar schon den nächsten Fabelweltrekord für möglich. «Der ist noch jung genug, da kommt noch einiges von ihm. Seine Hüfte, da geht noch mehr, 6,30, 6,40 kann er springen, wenn er das weiter macht.»

In Karlsruhe freuen sich die Organisatoren auf den Superstar der Szene. «Großartig! Das ist eine riesige Anerkennung für das Meeting und die Arbeit, die wir hier seit vielen Jahren in Karlsruhe machen», sagte Sportdirektor Alain Blondel der Deutschen Presse-Agentur. «Für mich ist er aktuell der beste Leichtathlet, den es gibt.» Wo immer Duplantis springe, «sind große Höhen garantiert».

Für Duplantis, der mit der Laser-OP warten musste, bis die Augen vollständig ausgewachsen waren, ist die Erwartungshaltung keine Bürde. Im Gegenteil. Er wolle WM-Titel und «einen neuen Weltrekord», sagte er der schwedischen Zeitung «Aftonbladet» und versicherte: «Ich habe mich niemals bereiter dafür gefühlt.»

Von Christian Kunz und Steffen Trumpf, dpa