Wind, Warten, Kollege verletzt: Rehms emotionaler WM-Sieg

Wind, Warten, Kollege verletzt: Rehms emotionaler WM-Sieg

Nach einem nervenaufreibenden Abend atmete Markus Rehm erst mal tief durch. Mit Gold und WM-Rekord hatte er seine Ziele immerhin voll erfüllt. «Weltrekord kann man nicht jeden Tag springen», sagte der Prothesen-Weitspringer nach seinem sechsten Para-WM-Titel in Folge.

«Vor allem nicht bei diesen Bedingungen und diesen Emotionen.» Wechselnde Windbedingungen und die Tatsache, dass Rehm bei seinen letzten vier Versuchen jeweils wegen des Starts eines Rennens warten musste, erschwerten die Situation schon. Doch noch schlimmer wog der Sturz des Griechen Stylianos Malakopoulos, der seit einem Jahr in Leverkusen sein Trainingspartner ist. «Das hat mich kurz richtig aus dem Konzept gebracht, weil es wirklich nicht gut aussah», gestand Rehm: «In dem Moment bin ich richtig emotional geworden. Weil ich fürchtete, dass er sich richtig verletzt hat und wir richtig gute Freunde geworden sind. Ich rufe ihn sofort an, wenn ich hier raus bin, aber ich habe jetzt gehört, es soll nicht ganz so schlimm sein.»

Auch die Trainerin der beiden, die frühere Speerwurf-Weltmeisterin Steffi Nerius, stand noch unter dem Eindruck der Bilder, als Malakopoulos mit dem Rollstuhl aus dem Stadion gefahren wurde. «Das war für uns alle sehr nervenaufreibend», sagte Nerius: «Aber ich bin mega stolz auf Markus, wie er die Situation gemanagt hat. Ich kann mich nicht erinnern, dass er von den Umständen her schon mal so einen schwierigen Wettkampf hatte.»

Wohl keine Olympia-Teilnahme

Mit 8,49 Metern gewann er letztlich dennoch mit einem riesigen Vorsprung von 1,10 Meter. Seit 2011 hat Rehm alle 14 Titel bei Welt- und Europameisterschaften sowie Paralympics gewonnen. «Und so weit ist, glaube ich, in diesem Jahr noch kein olympischer Athlet gesprungen», sagte Rehm. Die Jahresweltbestleistung liegt aktuell bei 8,42 Metern. In Deutschland ist zuletzt vor neun Jahren ein anderer Springer so weit gesprungen. Den Para-Weltrekord hatte Rehm 19 Tage vor der WM auf 8,72 Meter geschraubt.

Der 34-Jährige hatte im Vorfeld erklärt, dass er wohl keinen weiteren Antrag auf Teilnahme bei Olympischen Spielen in getrennter Wertung stellen wird. Dafür ist sein großes neues Ziel, als erster Mensch neun Meter weit zu springen. Der olympische Weitsprung-Weltrekord von Mike Powell (USA) liegt bei 8,95 Metern und steht seit fast 32 Jahren.