Zweikämpfer und Anführer: Pepe macht Portugal besser

Zweikämpfer und Anführer: Pepe macht Portugal besser

Kahl rasierter Schädel, grimmiger Blick – Kepler Laveran de Lima Ferreira ist für so manchen Gegenspieler eine Furcht einflößende Erscheinung. Trifft man Portugals Fußball-Nationalspieler – genannt Pepe – dann abseits des Platzes, gibt er sich lebensfroh, lachend und gut gelaunt.

Bei dieser WM schafft es Pepe auch mit fast 40 Jahren immer noch, die Gegner mit seiner konsequenten Zweikampfführung und Kopfballstärke zur Verzweiflung zu treiben. Das soll am Samstag (16.00 Uhr MEZ/ZDF und MagentaTV) im ersten WM-Viertelfinale Portugals seit 2006 auch Gegner Marokko zu spüren bekommen.

Superstar Cristiano Ronaldo dürfte dann erneut auf der Bank sitzen. Umso wichtiger ist die Rolle, die Pepe bei dieser WM ausfüllt. Als Kapitän vertritt er Ronaldo, in der Startelf beim 6:1 im Achtelfinale gegen die Schweiz war er der erfahrenste Profi und neben Mittelfeldspieler William Carvalho der einzige über 30. «Das ist wirklich ein Geheimnis. Das ist schwer zu sagen», sagte Teamkollege Otávio auf die Frage, warum Pepe noch auf diesem Niveau mithalten könne. «Das Geheimnis ist seine Arbeit und seine Konzentration.»

Pepe auch in der Rolle des Vermittlers

Auch Coach Fernando Santos ist voll des Lobes. «Pepe ist 39, aber auch die geistige Verfassung ist wichtig. Wir haben einen Teamspirit, mit dem man Großes erreichen kann», sagte der 68-Jährige, der Pepes «große Rolle» abseits des Platzes hervorhob. «Er hat eine Freude, die seine Kollegen ansteckt», urteilte Pepes Club-Trainer Sergio Conceição.

Auch bei der Degradierung von Ronaldo zum Bankdrücker nahm Pepe die Rolle des Vermittlers ein. «Cris weiß sehr gut, und der Trainer hat es sehr deutlich gemacht, dass wir das Wichtigste sind. Es war eine Entscheidung des Trainers, und wir müssen sie respektieren», sagte der Abwehrspieler. Anders als der zwei Jahre jüngere Ronaldo hat Pepe bei seiner vierten WM sportlich noch einen immensen Wert für das Team. Seine sieben Klärungsaktionen gegen die Schweiz waren Bestwert, dazu kamen vier Blocks und ein Tackling. Auch seine insgesamt 49 Pässe bedeuten einen Spitzenplatz im Vergleich.

Ältester Torschütze in einem WM-K.o.-Spiel

Und als Torschütze konnte Pepe sich auch noch auszeichnen. Das 2:0 mit einem wuchtigen Kopfball nach einer Ecke feierte er mit weit aufgerissenem Mund und einem wilden Jubellauf. Mit dem Tor ist er der älteste Torschütze in einem K.o.-Spiel einer WM. Zum zweitältesten WM-Torschützen überhaupt und zum drittältesten Feldspieler kürte er sich ebenfalls. «Es ist fantastisch, mit 39 Jahren diese Freude und Professionalität zu haben. Er kümmert sich um sich selbst, deshalb ist er immer noch so konkurrenzfähig», lobte Portos Coach Conceição.

In Porto – von 2004 bis 2007 sein erster Club in Portugal – steht der in Brasilien geborene Pepe nach Stationen bei Real Madrid und Besiktas Istanbul seit 2019 wieder unter Vertrag. Der WM-Einsatz des 132-maligen Nationalspielers war nach einer Knieverletzung aber lange offen, erst Mitte November meldete er sich wieder fit und hatte einen ersten Kurzeinsatz im Verein. «Als ich mich verletzt habe, konnte ich nicht schlafen. Ich wollte so schnell wie möglich wieder fit werden für die WM, um meinem Nationalteam zu helfen», berichtete er.

Coach Santos: «Er ist ein Monster»

Im WM-Auftaktspiel fehlte Pepe dann noch verletzt, seitdem führt er Portugals Defensive mit seiner kompromisslosen Spielweise an. Bei den Gegnern ist Pepe berüchtigt und gefürchtet. Unvergessen ist sein Auftritt zum WM-Start 2014, als er nach einem Zoff mit Thomas Müller in der Partie gegen Deutschland eine Rote Karte sah und seine Auswahl mit 0:4 verlor. «Er ist ein Monster», sagte Coach Santos über die Zweikampfstärke seines Abwehrchefs.

Im Februar feiert Pepe seinen 40. Geburtstag, doch über sein Karriereende hat er sich noch keine Gedanken gemacht. «Er hat noch viele Jahre vor sich», prophezeite Otávio. Pepe selbst hält das auch für möglich. «Ich kann nicht sagen, ob es meine letzte WM sein wird», sagte er. Europameister 2016 ist er bereits, dazu kommen zahlreiche Club-Titel, etwa drei Siege in der Champions League mit Real Madrid. Bis zu einem möglichen WM-Triumph als Krönung seiner Karriere denkt er aber noch nicht: «Ich bin hier, um das Turnier zu genießen.»

Miriam Schmidt, dpa